Bahnhof Odendorf / Modell:

 

Der erste Versuch:

                                

 

Den ersten Versuch, das Empfangsgebäude von Odendorf nachzubauen, unternahm ich ungefähr 1992. Anhand einiger Photos und Zeichnungen ohne Maße entwickelte ich dieses oben abgebildete Modell. Der Grundkörper bestand dabei aus Sperrholz, beklebt habe ich es dann mit Faller Mauerwerksplatten aus Karton.

Irgendwie geriet der Bau etwas später aber aus unterschiedlichsten Gründen ins Stocken.

 

Als ich dann 2005 - damals noch zusammen mit einem Freund - einen neuen Versuch startete, dachte ich noch, das ich das Gebäude weiter verwenden könnte und versuchte es durch Kunststoffmauerplatten zu überarbeiten (siehe oben).

Nachdem aber die Gebäudepläne mit Maßen auftauchten, wurde schnell klar: Hier hilft nur ein kompletter und radikaler Neuanfang! Die Proportionen hatte ich zwar recht gut getroffen, nur der Maßstab war und blieb leider eine unbekannte Größe . . .

 

Der zweite (und endgültige) Versuch:

 

Der Rohbau:

Im Katalog der Firma Heki fand sich nach längerer Suche zwei unterschiedliche Packungen mit Rohplatten des Produktes "Heki-Dur". Diese wurden besorgt und aus Karton, nach den vorher am PC auf den möglichst exakten 1:87 Maßstab hochgezogenen und ausgedruckten, Seitenansichten, mit der Hilfe von Kohlepapier Schablonen der einzelnen Wände erstellt.

 

Diese wurden mit der Hilfe unterschiedlicher Cutter / Messer inklusive der Fenster und Türöffnungen ausgeschnitten. Anschließend wurden die Fensterbänke abgeschrägt. Mit einer Gravurnadel wurden schließlich zunächst die Ziegelsteine der Bögen über den Fenster- und Türöffnungen graviert.

 

Im Anschluß daran mit einem Geo-Dreieck die Höhe des Sockels bestimmt (dieser wurde später, da er im Original hervorstand, durch 1mm Material aufgedoppelt), und von dieser Grundlinie aus die kompletten Wände mit Linien im 1mm- Abstand versehen.

 

 

      

 

Im nächsten Schritt wurden die Zierleisten (die Reihen mit den im Original um 45 Grad verdrehten Ziegelsteinen) vorsichtig mit einer rechteckigen Bastelfeile eingedrückt. Daran schloß sich die "Strafarbeit" an: eine Reihe Ziegelsteine mit der Längsseite (3mm) und eine Reihe Ziegelsteine mit der Schmalseite (1,5mm) aus der Hand gravieren.

 

Nach etwa einer Woche des Gravierens und einem Tag des Zusammenbauens der einzelnen Wände, sah das Ergebnis dann schon SO aus:

 

   

 

Die Farbgebung:

Im nächsten Arbeitsschritt erhielt dann das komplette Gebäude zur Grundfarbgebung einen Farbauftrag mit leicht verdünnter Brauner Acryfarbe. Dabei ließ ich aber die Treppen, den Gehweg und die Balken des Fachwerks am Schuppen aus. Auf dem unteren Bild am Schuppen noch zu erkennen.

 

     

 

Aus diesem Braunton wurden dann zwei weitere, jeweils dunklere als der Vorherige, gemischt und mit diesen beiden Farbtönen wurden im nächsten Schritt ca. 80% der Steine des gesamten Empfangsgebäudes noch einmal einzeln angemalt.

 

                                                    

 

Und da ich nun schon mal dabei war dem Wahnsinn zu verfallen, erfolgte dann eine Überarbeitung sämtlicher Fugen! Dies tat ich mit Hilfe einer Ziehfeder aus dem Zeichenbedarf, welche ich mit der Spitze in die angemischte Farbe (aus Beige und Schwarz) tauchte und dann vorsichtig die Fugen entlangfuhr. Mit einem Mal eintauchen bekam ich etwa einen Zentimeter Fugen nachgezogen . . .

 

Nachdem das komplette Gebäude auf diese Art und Weise behandelt worden war, konnte ich mir Gedanken über den nächsten Schritt machen: Fenster und Türen. Diese entstanden aus Karton, Papier, durchsichtigem Plastik (Bausatzreste), Drahststückchen und Acrylfarbe. Leider existieren hier vom Bau aber keine Bilder! Die Gardinen für die Wohnungen lieferte dann abschließend noch die Firma Kibri.

 

Das Ergenis sah dann aber SO aus:

 

                                                                     

         Hier (leider etwas unscharf) schon mit einigen weitergehenden Detaillierungen -Wanduhr, Kellerfenstergitter, Telegrafenleitungshalterung, Wandlampe usw.

 

Als nächstes tauchte die Frage auf: was mache ich mit den Fenstern im Erdgeschoß? Auf keinem der Original- Photos waren Gardinen zu sehen. Hänge ich trotzdem welche hin - wie bei Bausätzen auch üblich? Ohne sieht man aber das grünliche Material der Wände und Böden. Und außerdem sollte doch eine Innenbeleuchtung rein . . .

 

Das Innenleben:

Die Bemerkung einer sehr nahestehenden Verwandten: "Wenn da nie Gardinen drin hingen, kannst Du auch keine reinmachen! Dann muß da eben Einrichtung hin!" ließ mich erst an ihrem und als ich mich schon so halb dazu durchgerungen hatte auch an meinem Verstand zweifeln. Aber es kam was kommen mußte: die komplette Einrichtung des Erdgeschosses.

 

             

 

Um es aber nicht gleich zu übertreiben, begann ich erst einmal mit dem Stellwerk. der Fußboden stammt aus einem ehemaligen Pola- Bausatz für Inneneinrichtungen. Eingescannt, mehrfach aneinander-"geklebt" und wieder ausgedruckt, ließ er sich wunderbar verwenden. Die Einrichtung selbst stammt von Faller und ist hier noch nicht so ganz komplett. Es kamen noch ein Tisch mit Stuhl sowie ein Schrank dazu. Ich weiß das die Stellwerkstechnik sehr wahrscheinlich nicht so gewaltig aussah. Aber es sollte einfach etwas entsprechendes vorhanden sein und zum anderen gehört das nach der Fertigstellung sowieso in das Kapitel: "Dinge, die kein Mensch mehr sieht!" (Aber ich WEISS, das es vorhanden ist . . . ).

 

 

Und hier noch ein Bild vom Test der eingebauten Beleuchtung. Auch die Größe der Fenster kann man hier gut erkennen - nur so nah kommt man halt später gar nicht mehr an das Teil heran.

Als nächster Gebäudeteil (da relativ groß und deshalb auch halbwegs gut zugänglich) kam der Güterschuppen an die Reihe.

 

 

Gut - zugegeben - so gut zugänglich war der nach dem vorher erfolgten Einbau der späteren Innenbeleuchtung bzw. ihres Trägers auch nicht mehr. Zuerst erfolgte jetzt aber mal die Auswahl der geeigneten Einrichtung. Glücklicherweise wurde ich gerade kurz vorher auf die Firma Kotol aufmerksam. Einem Kleinserienhersteller mit einem einfach unglaublichen Angebot an superfeinem H0 Zubehör! Eine mehr als passende Ergänzung zum schönen Material der Firma Preiser.

 

                                       

                                   Vorbereitetes Ladegut von Preiser                                           Noch verpacktes Ladegut von KoTol: echte Stoffsäcke und Pappkartons

                                                                                                                                                           und das im Maßstab 1:87 (!) Echt Klasse!!!

 

Nach einem langen Abend kurzweiliger Bastelei - inklusive dem vorherigen Ausprobieren - in welcher Anordnung die Ausstattung die beste Wirkung hat, sah das Ganze dann schon sehr viel lebendiger und irgendwie auch `echter´ aus:

 

                                                          

 

Bei solchen Aktionen bitte vorher unbedingt immer erst mal die Wirkung der Anordnung testen. Das dauert zwar manchmal etwas, trägt aber schlußendlich zu einem guten Endergebnis nicht unerheblich bei. Und manchmal hilft es schon bei einem oder zwei Stapeln eine Kiste oder einen Sack weg zu nehmen (außerdem hat man dann das überzählige Material für weitere Detaillierungsanfälle übrig . . . ) um eine überzeugendere Wirkung zu erzielen. Fortsetzung fanden die Arbeiten zur Inneneinrichtung dann im eigentlichen Teil des Empfangsgebäudes. Hier habe ich das Erdgeschoß (bis auf das Treppenhaus, welches als Kabelschacht Verwendung finden sollte) komplett eingerichtet. Die Einrichtung lieferte hier eigentlich ausschließlich die Firma Preiser. der Fliesenboden ist der Farbscan - und dann mehrfach aneinandergesetzt - eines ursprünglich einem Bausatz der Firma Pola beiliegenden Bogens.

 

 

      

 

Schalterbereich und Schalterhalle

 

 

 

Dienstraumeingang und Wartesaal 2. Klasse

 

 

 

Gaststätte bzw. Wartesaal 3. Klasse.

 

 

Nach Fertigstellung der Innenausstattung habe ich die Zwischendecken (aus schwarzem Polystrol- an der Unterseite weiß lackiert)zwischen den Stockwerken eingebaut und jeweils mit LED/ Dioden zur späteren Innenbeleuchtung versehen. Leider habe ich aber während dieser Arbeiten keine Photos gemacht, so daß ich nun hier davon nichts zeigen kann. Vor dem Einbau wurde natürlich jedes Beleuchtungselement auf einwandfreies Funtionieren überprüft, denn wenn das Gebäude die Bedachung erhalten hat, werde ich nicht mehr an das Innenleben herankommen.

 

Die Dachlandschaft:

 

Das Bahnhofsgebäude mit den probeweise aufgelegten Dächern und Schornstein Grundkern.

 

 

 Im nächsten Schritt habe ich dann mit der Hilfe von Schablonen aus Kunststoff- Dachplatten von Kibri und Vollmer die einzelnen Dächer ausgeschnitten. Das erste montierte Dach war - nach der Fertigstellung der Balkenkonstruktion - das Bahnsteigdach am Hausbahnsteig, auf der Gleisseite der Bahnhofsgaststätte. Die Schornsteine entstanden wieder aus Heki-Dur. Dachfenster und die Entlüftung der Toiletten im Treppenhaus fanden sich in der berühmten Restekiste.

Anmerkung des Autors:

Wobei ich hier zugeben muß, daß ich die Dächer schon während der farblichen Gestaltung an den Wänden bzw. der Arbeiten am Innenausbau vorbereitet habe, um sie - grob mit Tesafilmstreifen zusammen gehalten - zwischendurch einfach schon mal immer wieder auf das Gebäude legen zu können. Zum einen bringt das ein wenig Abwechslung in teilweise recht eintönige Arbeiten (Ziegelsteine und Fugen bemalen . . . ) und zum anderen gewinnt man schon mal einen recht guten Eindruck vom endgültigen Gesamtergebnis. Und das wiederum ist (bei ansprechendem Ergebnis) ein unglaublicher Ansporn.

Das zweite montierte Dach war dann, nach der Fertigstellung der Lichtmaske, das Dach des Güterschuppens. Die auf dem Bild sichtbaren Dachsparren unter den Vordächern habe ich übrigens schon vorher mit nur lose aufgelegtem Dach montiert gehabt. Einfacher ist es im Prinzip sicherlich, diese nach Motage des Daches darunter zu kleben; aber da ich nicht riskieren wollte, Teile des restlichen Gebäudes beim Auf-den-Kopf-stellen zu beschädigen (das Heki-Dur bleibt auch nach Bearbeitung noch empfindlich), fand ich diese Lösung besser. Und das Endergebnis hat gezeigt, das ich dabei doch recht ordentlich gearbeitet hatte: es passte ziemlich genau ohne größere Probleme oder Lücken.

 

 

      

Die einzelnen `Platten´.

 

Nach Einbau und Farbgebung.

 

Das Dach vom Hauptgebäude.

 

 

Nach Abschluß der Innenarbeiten habe ich mich dann endgültig der Dachlandschaft zugewandt. Wie man auf den hier gezeigten Bildern sehen kann, habe ich die Hauptdächer vor der Montage auf dem Gebäude als eigene Bauteile zusammengesetzt und mit verdünnten Acrylfarben und Pulverfarben gealtert. Jetzt mußten die Dächer ihre Abschlußkannten aus (im Vorbild) Blei-/ Schieferplatten erhalten. Von ganz normalem Papier habe ich dazu einen ca. 2mm breiten Streifen abgeschnitten und diesen wiedserum in 2mm Abschnitte unterteilt. Die so entstandenen einzelnen Platten, habe ich dann noch an einem Ende an den Ecken mit einem Messer etwas `behauen´ um sie sodann anschließend mit Hilfe einer Pinzette entlang der Dachkannten einzeln etwas überlappend aufzukleben. Nachdem sie getrocknet waren, wurden sie abschließend noch ein wenig mit der passenden Farbe bemalt.

 

 

Die Abschlußzierleisten an den Giebelseiten. 

 

 Nach der endgültigen Montage der Dächer bekamen diese an der Unterseite der Überstände noch die dort - logischerweise - zu sehenden Dachsparren eingebaut und die Giebelseiten erhielten noch die verzierten (ich nenne sie einfach mal:) Abschlußbretter. Nachdem ich länger überlegt hatte, wie diese herzustellen sein könnten, habe ich das auf Photos des Originals zu sehende Muster einfach mal auf ein Blatt Papier gezeichnet. Natürlich war das Ergebnis viel zu groß - aber doch brauchbar: ich nahm das Blatt und verkleinerte die Zeichnung mit Hilfe eines Kopierers in verschiedene Stufen um jeweils mehrere Prozent. Durch Ausschneiden und an das Modell halten, bei gleichzeitigem Vergleich mit dem Original, fand ich schließlich eine brauchbare Version/ Größe. Jetzt wurden die Zierleisten grob ausgeschnitten und das Blatt so zusammengefaltet, daß der Zierleistenbereich doppelt lag, dann wurde es zusammengeklebt. Es fehlte jetzt noch eine - wiederum auf die Zierleisten aufgesetzte - Latte mit Sägezahnmuster. Ich habe dazu auf ein Blatt zwei Linien im Abstand von 1mm gezeichnet und dann mit Hilfe eines Cutters die Zacken alle einzeln eingeschnitten . . . Auch hier wurde dann nochmals eine Lage Papier aufgeklebt und das Ganze dann an einem vorher am Dach angeklebten 2mm breiten Streifen Karton befestigt. Zum Schluß noch die vorstehenden Dachbalkenenden angebracht und dann alles noch im passenden Braunton angemalt. Das Ergebnis sah/ sieht dann so aus, wie auf dem Photo oben (Bitte die leichte Unschärfe zu entschuldigen . . .). Die zum Abschluß montierten Dachrinnen stammen aus dem diesbezüglichen Set der Firma Auhagen.

 

 

Die letzten Details:

 

Zum Schluß bekamen die Wände noch die - nach dem Vorbild - geätzten Maueranker angebaut! Es hat zwar gedauert, bis ich sie hatte, aber das Warten hat sich (meiner Meinung nach) wirklich gelohnt! Die Maueranker wurden dann noch gleich von der Firma Haberl & Partner in ihr Programm aufgenommen (zusammen mit einigen anderen). Außerdem bekam das Dach noch die beiden Wetterfahnen. Diese entstanden mit der Hilfe von Resten aus der Bastelkiste (u.a. Teilen eines Balkongitters); der Flaggenmast aus einem Stück Plastikprofil und Draht sowie Papier für die Halterungen an der Wand.

 

 

   

Die superfeinen Maueranker.

 

Ohne Worte . . . !

 

 

Das Endergebnis:

 

 

   

Ansicht von der Gleisseite.

 

 

Der Hausbahnsteig; unter dem Vordach die Gaststätte.

 

 

 

   

Ansicht aus Richtung der Essiger Strasse.

 

 

Das EG in seiner ganzen Pracht.

 

 

 

   

Die Strassenseite mit dem Eingang zur Schalterhalle.

 

 

Die Stirnseite des Gaststättenteils - rechts der Wohnungseingang.

 

 

Nachdem ich das Gebäude auf das Segment geklebt hatte, konnte der Zaun um den Hausbahnsteig eingesetzt und der Bahnsteig selbst mit Spachtelmasse "errichtet", dieser nach der Trocknung bemalt und zum Schluß mit feinem Sand bestreut und dieser mit einem Wasser/ Weißleim/ Farbe - Gemisch befestigt werden.

 

 

Axel Strell | Alle Rechte vorbehalten, Copyright 10/2009